Leere Straßen führen zu Wettrennen und schweren Unfällen.
Dramatischer Geschwindigkeitsrausch erhöht Risiko für alle.
Berlin, 20.04.2020: Die Osterferien sind vorüber, gewohnte Staubilder von Autobahnen wie in den Vorjahren gab es nicht. Dafür nutzen Raser die leeren Straßen und Autobahnen für extreme Geschwindigkeitsfahrten und liefern sich sogar Verfolgungsjagden mit der Polizei, wie ein 33-jähriger Fordfahrer am letzten Dienstag in Berlin.
Während ein Ferrari-Fahrer mit dem 963 PS starken Gefährt mit unverantwortlichen 372 km/h über die A7 raste, wurde ein Autofahrer in Leipzig mit 182 km/h innerorts geblitzt. Allein am vergangenen Donnerstagnachmittag sind 513 Autofahrer auf der A8 mit zu hohen Geschwindigkeiten gemessen worden. Es zeigt sich, dass, obwohl sich der größte Teil der deutschen Bevölkerung an Kontaktsperre und Geschwindigkeitsbegrenzungen hält, dramatische Einzelfälle für Aufsehen sorgen. „Leere Straßen in der Corona-Zeit sind kein Freifahrtsschein für Raserei, die in schweren Unfällen enden können. Leider gibt es immer wieder Unvernünftige, die sich in dieser außergewöhnlichen Zeit nicht verantwortungsvoll verhalten“, sagt der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Wolfgang Lang vom Bundesverband Verkehrssicherheitstechnik e. V. (BVST).
Obwohl es keine bundesweite Statistik bezüglich der Geschwindigkeitsübertretungen in Zusammenhang mit der COVID19-Krise gibt, sind die zahlreichen Extremfälle sicher aufgrund der leeren Straßen zu begründen. Bedingt durch die Corona-Krise und die damit einhergehende Entschleunigung aller Lebensbereiche, ist auf unseren Straßen ein deutlich geringeres Verkehrsaufkommen zu verzeichnen. Es besteht dennoch weiterhin die Gefahr, dass die Zahl der Verkehrsunfälle durch überhöhte Geschwindigkeit steigt - gerade bei schönem Frühlingswetter und dem Start der Motorradsaison.
Zusätzliche Belastung von Rettungsdiensten und Krankenhäusern vermeiden.
Wenn zu schnelles Fahren zu ansonsten vermeidbaren Verkehrsunfällen mit Schwerverletzten führt, binden die Verletzten die Einsatz- und Rettungskräfte und belasten das gesamte Gesundheitssystem, insbesondere Notaufnahmen und Intensivstationen. Die von der Mehrheit der Bevölkerung mit persönlichen Einschränkungen wie Kontaktbeschränkungen unterstützten Bemühungen, das Gesundheitssystem vor dem Kollaps zu bewahren, werden damit leichtfertig konterkariert.
Selbst Leichtverletzte nach Geschwindigkeitsbedingten Verkehrsunfällen beanspruchen durch Transport und Behandlung Krankenhauskapazitäten und erhöhen zusätzlich das Infektionsrisiko durch die erforderlichen Kontakte zu Einsatzkräften und Pflegepersonal.
Erhöhte Verkehrsüberwachung
„Im Sinne der allgemeinen Verkehrssicherheit, insbesondere in diesen schweren Zeiten, die von uns allen höchste Disziplin und Verantwortungsbewusstsein verlangt, muss verstärkt kontrolliert werden. Wir müssen Unvernünftige vor sich selbst und anderen schützen. Diese Raser müssen konsequent zur Verantwortung gezogen werden,“ so Lang weiter. Der Einsatz von mobiler Messtechnik z. B. mit Front- und Heckfotografie oder von sogenannten, Semistationären Geschwindigkeitsmessanlagen‘ bietet sich an. Vorteil dieser Technik: sie kann ortsveränderlich und temporär auch ohne Personalbedarf vor Ort betrieben werden. „Aus verkehrspolizeilicher Sicht ist der Einsatz freiwerdender Polizeikräfte zur Durchführung von Geschwindigkeitsüberwachung geboten und wird so auch realisiert“, sagt Polizeidirektor Stefan Pfeiffer, Leiter der Verkehrspolizeiinspektion Feucht in Bayern.
Der Vorstand des Bundesverbandes Verkehrssicherheitstechnik appelliert an alle Pkw- und Motorradfahrer, sich an die Verkehrsregeln zu halten und dabei insbesondere die Geschwindigkeitsvorgaben zu beachten. „Wir sind alle aufgerufen, unseren Anteil an der Überwindung der durch das Corona-Virus hervorgerufenen Pandemie zu leisten – dazu gehört auch der Schutz unseres Gesundheitssystems durch Reduzierung der Zahl der Verkehrsunfallopfer!“
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BVST Vorstandsvorsitzender Wolfgang Lang: 0174-2081214